Musikverein Gerlingen begeisterte mit Neujahrskonzert viele Besucher

DER MUSIKVEREIN GERLINGEN PRÄSENTIERTE ZUM ERSTEN MAL IM RAHMEN EINES NEUJAHRSKONZERTES „WIENER MUSIK“ IM RATSSAAL DES WENDENER RATHAUSES.

DAS PUBLIKUM ZEIGTE SICH BEGEISTERT VON DEN DARBIETUNGEN DER MUSIKER.

Eine kleine Besetzung von 30 Musikern überzeugte mit individuellen Können und großer Spielfreude von Beginn an.

Der Musikverein Gerlingen ist nicht nur für seine ausgezeichneten Auftritte mit großartigen Musikerinnen und Musikern bekannt, sondern besonders für die Kreativität, seine Besucher immer wieder neu zu überraschen. Am Sonntagnachmittag gab es für die Zuhörer eine ganz besondere Premiere – zum ersten Mal spielte der Musikverein unter der bewährten Leitung von Marc Siewer im Ratssaal des Rathauses Wenden ein Neujahrskonzert mit der passenden „Wiener Musik“.

Der Ratssaal ist bekannt für seine ausgezeichnete Akustik, und die Gerlinger Musikerinnen und Musiker wussten diese bestens zu nutzen. Der Größe des Ratssaales geschuldet, gab es eine für den Musikverein kleine Besetzung von knapp über 30 Musikerinnen und Musikern, die mit ihrem individuellen Können von Beginn an mit großer Spielfreude überzeugten.

Rainer Dornseifer erläuterte, dass auch bei Johann Strauß´ eigener Kapelle höchstens 30 Musiker spielten. Das bedeutete für die Gerlinger, dass die Register ausgedünnt werden mussten. Bei der Probenarbeit wurde besonders an dem leicht verzögerten Nachschlag des echten Wiener Walzers, den feinen Nuancen in der Tempogestaltung, der vielfach abgestuften Dynamik und dem sogenannten gewissem Etwas in der Phrasierung eingeübt, damit auch im Sauerland die Zuhörer typisch wienerisch unterhalten werden konnten.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem Kaiser „Franz-Joseph I. Rettungs-Jubel-Marsch“ von Johann Strauß, der 1853 uraufgeführt wurde und in dessen Trio die österreichische Kaiserhymne zu hören ist, die Melodie unserer deutschen Hymne. Moderator Rainer Dornseifer begrüßte die Gäste im ausverkauften Ratssaal gewohnt humorvoll. „ Herzlich willkommen zu einer dreifachen Premiere am heutigen Abend. Zum ersten ist das Jahr noch jung, und Sie hören zum ersten Mal von uns. Zweitens ist dieser Raum für uns als Musikverein vollkommen neu, und drittens ist es das erste Neujahrskonzert, was wir in unserer Geschichte spielen“, so Dornseifer. Für Dirigent Marc Siewer war es sicherlich eine neue Erfahrung, auf Armlänge entfernt vor seinem Publikum zu stehen. Das Ensemble entführte seine Zuhörer in die Welt von Johann Strauß und Sohn, Hans Christian Lumbye, Bedrich Smetana, Sergei Rachmaninov und Julius Fucik . Der erste Teil des Konzertes war dabei schon fast eine kleine Hommage an Johann Strauß und seinen Sohn.

 

 

Der herrliche Walzer „Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“ mit einem temperamentvollen Beginn appellierte einfach an die Lebenslust. Fröhliche Klarinetten, unbeschwerte Querflöten, ein leichtes Schlagwerk und spielfreudige Blechbläser sorgten zur Freude der Zuhörer für Melodien munter wie die Wellen der Donau.

Mitte und Ende des 18. Jahrhunderts gab es viele Neuerungen, wie die Eisenbahn oder die Dampfmaschine, und es war durchaus üblich, zu industriellen Neuerungen eine Musik zu komponieren. Zur Eröffnung der Wiener Südbahn wurde 1864 der „Vergnügungszug“ von Johann Strauß komponiert und uraufgeführt, und der war ein wahres Hörvergnügen. Damals nutzten zahlreiche Wiener die Eisenbahn am Wochenende als kurzen Weg ins Grüne. Unbeschwert wurden die Kinder in den Zug eingeladen, um auf dem schnellsten Weg und bei bester Laune freie Tage im nahegelegenen Süden zu genießen. So sorgten auch die Töne, die förmlich tanzten, für große Vorfreude. Das blecherne Signalhorn, die ratternden Räder auf den Gleisen und eine rasante Fahrt – vom Publikum gab es viel Applaus für diese gelungene Darbietung.

Die Wiener sind bekannt für ihre Feierfreude, und besonders das beliebte Annenfest wurde ausgiebig gefeiert. Johann Strauß komponierte 1852 dazu die gefühlvolle „Annen-Polka“, die er Maria Anna, Kaiserin von Österreich, widmete. Die komische Operette „Eine Nacht in Venedig“ war einer der wenigen „Misserfolge“ von Johann Strauß und wurde trotz allem immer wieder gespielt. Die Gerlinger Musiker wussten mit ihrer Interpretation, diese Ouvertüre in einen Erfolg zu verwandeln.

Von Strauß ging es zu dem Dänen Hans Christian Lumbye, der 1810 geboren und von den Wiener Komponisten geprägt wurde. Er galt als außerordentlich fleißig und schnell, so schrieb er zahlreiche Melodien und Stücke zu Ehren der königlichen Familie oder besonderen Anlässen. Der „Champagner Galopp“ wird bis heute in den Neujahrskonzerten aufgeführt, und wie es sich für diesen Titel gehört, begann er schnell, spritzig und prickelnd, sodass jedes Bein im Ratssaal mitwippte.

Nach einer kurzen Pause sorgten Kompositionen wie der „Marsch der Komödianten und Springtanz“ von Bedrich Smetana, die leichte und tänzerische „Italienische Polka“ von Sergei Rachmaninov, das „Perpetuum Mobile – ein musikalischer Scherz“ von Johann Strauß, die „Regimentskinder“ von Julius Fucik, der „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß (Sohn) und die beiden Polkas „Auf Ferienreisen“ von Josef Strauß sowie „Auf der Jagd“ von Johann Strauß (Sohn) für ein sehr kurzweiliges Programm.

Ein Neujahrskonzert als wunderbare Premiere, die Lust auf mehr machte. Im März wird dann das traditionelle Jahreskonzert des Musikverein Gerlingen folgen.

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